WAS HAT EIN VERTRETER VOM VERTRETEN?

Da diese Frage mir immer wieder gestellt wird, schreibe ich dazu ein paar Gedanken und Informationen.
Ich selbst gehe fast regelmäßig zu Familienaufstellungen, ohne persönliches Anliegen. Für mich ist es natürlich für meine Arbeit wichtig.
Aber noch mehr als das, ist es für mich die Möglichkeit, mich einzufühlen ohne etwas zu müssen (genial, wann gibt es denn den Moment, nichts zu müssen und das im Fühlen) zu spüren ohne beteiligt zu sein, zu erfahren was es zu spüren gibt oder wie es ist NICHTS zu spüren.

Ich erfahre etwas über mich und auch über andere Menschen, welche ich nicht kenne aber nun weiß, wie andere Menschen in Ihren Situationen reagieren und wie eine Seelenbewegung stattfindet und wie sich damit Stagnation auflösen kann.

Was kann ich spüren und auf welche Art äußert sich denn das?
Wenn ich in Vertretung einer anderen Person bin, erfahre ich deren Empfindungen, Gefühle und kann durch meine Stimme diese aussprechen.
Ich empfinde das durch Körpersignale (z.B.: Kribbeln, Schmerzen), Gefühle (Freude, Wut, Trauer) und spreche diese aus. Damit helfe ich dem Anliegenaufsteller sein Anliegen zu verstehen und eine für sich gute Handlungsmöglichkeit zu finden.

Dieses innere Wissen macht uns empathischer, öffnet die Wahrnehmung und den Blick für Situationen im Alltag. Dynamiken, innerhalb eines Systems, haben in ihren Verstrickungen ähnliche Züge und (Familien)-Systeme leben alle nach gleichen Gesetzen und Hierarchien, sodass ich für mich eine Ahnung bekomme, wie reagiere ich und warum reagiert meine Familie so oder anders. Wo sollte ich hinschauen und hin und wieder gibt es diesen A-HA-Moment, DA ist mein nächster Schritt oder einfach nur einen Blickwechsel auf meine Lebenssituation.

Natürlich kommen diese Erkenntnisse erst danach, denn in der Aufstellung ist man in Vertretung für eine andere Person, Eigenschaft, Gegenstand o.ä.
Man geht von sich weg. Eigentlich passiert dieses „Weggehen von sich“ in dem Moment, in dem das Feld des zu Vertretenden betreten wird. Manchmal schon vorher und man ist verwundert über sich, was da gerade los ist, mit einem. Das ist phänomenal, finde ich, und immer wieder überrascht es mich, wie gut das geht. Das sind meine persönlichen Gründe, immer wieder Zeit, Autofahrten, Überstunden und Geld dafür zu verwenden.